Während die Anzahl der so genannten „Rough Sleepers“ in Salzburg sinkt, steigt der Bedarf an individueller Nachbetreuung von Personen, die sich dank VinziDach – Housing First Salzburg zuvor bereits in ihrem eigenen Wohnraum gefestigt hatten. Die neue VinziDach-Leitung, die nach dem Ausscheiden von Peter Linhuber aus einem Trio besteht, stellt das vor große Herausforderungen.
Ehemals langzeitobdachlosen Menschen dauerhaft und direkt zu ihren eigenen Wohnungen zu verhelfen ist das definierte Ziel von „Housing First“. Seit 2012 zeigt VinziDach, dass dieses Prinzip mit einer hohen Erfolgsquote (92 Prozent!) praktiziert werden kann. In diesem Jahr wurde die Zielgruppe außerdem um wohnungslose Personen erweitert. Doch die Anforderungen an die Obdach- und Wohnungslosenhilfe verändern sich in eine Richtung, die von VinziDach bald nicht mehr bewältigt werden kann, wie das neue Leitungsteam von VinziDach Salzburg hervorhebt.
Jahresbericht
„Bewohner und Bewohnerinnen von VinziDach werden in der Regel vier Jahre lang von unseren Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern begleitet. Das Konzept ‚Housing First‘ sieht eine endgültige Beendung dieser Begleitung allerdings nicht vor. In der Praxis bedeutet das, dass sich auch ‚ehemalige‘ Bewohnerinnen und Bewohner melden können, wenn Fragen, Krisen oder Unsicherheiten auftauchen. Wir fassen diese Fälle unter dem Begriff ‚Nachbetreuung‘ zusammen. Genau hier beobachten wir eine alarmierende Entwicklung. Die Zeit, die wir mit unseren quasi ‚abgeschlossenen‘ Betreuungen verbringen, steigt stark an. 2023 haben unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dafür fast 370 Stunden aufgewandt, was im Vergleich zu 2021 eine Verdreifachung bedeutet. Parallel sinkt die Anzahl der ‚Rough Sleepers‘, also Personen, die dauerhaft im Freien nächtigen. Das deckt sich mit den Ergebnissen der Salzburger Wohnbedarfserhebung 2023“, erläutert Samuel Kok, Teil des Leitungsteams von VinziDach.
Personalnews
Veränderungen hat auch das Team von VinziDach durchlaufen. Der langjährige Mitarbeiter und zuletzt Leiter der Einrichtung, Peter Linhuber, verließ 2023 das Team. „Peter Linhuber war seit 2017 mit Herz und Seele Teil von VinziDach, seit 2019 als stellvertretender Leiter und zuletzt auch als Leiter enorm viel zur Weiterentwicklung und zum großen Erfolg von VinziDach beigetragen. Dafür möchte ich ihm im Namen der VinziWerke, vor allem aber all jener Menschen, denen durch seine großartige Arbeit geholfen wurde, ganz herzlich danken und ihm alles Gute für die Zukunft wünschen“, betont Amrita Böker, Koordinatorin der Dachorganisation VinziWerke Österreich.
Neues Leitungsteam
Die Leitungsfunktion wird seit Beginn des Jahres von einem Trio, bestehend aus erfahrenen Mitgliedern des bisherigaen Teams, übernommen: Franziska Edlinger, Nathalie Greisberger und Samuel Kok. „Wir haben uns dazu entschlossen, die umfassenden Agenden der VinziDach-Leitung aufzuteilen. So können wir uns gut um administrative Angelegenheiten kümmern und innovative Ideen für VinziDach verfolgen. Aber so können wir auch weiterhin für unsere Bewohner und Bewohnerinnen da sein“, erklärt Samuel Kok. Gemeinsam mit Franziska Edlinger und Nathalie Greisberger gilt er als Ansprechperson für Netzwerkpartner und Netzwerkpartnerinnen, Ämter, Anlaufstellen der öffentlichen Hand und schlussendlich auch betroffene Personen.
Pflegemangel verlagert sich
In ihrer neuen Funktion haben Edlinger, Greisberger und Kok bereits den letztjährigen Jahresbericht von VinziDach verfasst. Und dieser enthält alarmierende Erkenntnisse: „Neben dem gesteigerten Nachbetreuungsaufwand beobachten wir, dass sich die Folgen des Pflegemangels in die Sozialarbeit verlagern. Im vergangenen Jahr haben wir zwei an den Rollstuhl gebundene Personen in ihre Wohnungen begleitet. Barrierefreien Wohnraum zu finden gestaltete sich als schwierig. Eine entsprechende pflegerische Betreuung aufzustellen wird aufgrund des Personalmangels in der Pflege fast verunmöglicht. Wir als VinziDach verfügen weder über die personellen Ressourcen noch über die notwendigen Fachkompetenzen, um diesen Bedarf zu decken“, erklärt Samuel Kok.
Ambulante Versorgung
Mehr denn je zeigt der Befund von VinziDach Lücken im sozialen Netz von Österreich im Allgemeinen, von Salzburg im Detail auf. Schließen lässt sie sich nur durch ein interdisziplinäres Angebot der ambulanten Betreuung für die Zielgruppe von VinziDach.
Rückfragehinweis
Svjetlana Wisiak, BA
Leitung Kommunikation
E: presse@vinzi.at
M: +43 676 8742 31 05