Unter Anleitung der Mitarbeiter*innen haben Bewohner*innen von VinziDach im vergangenen Jahr einen Beirat, genannt VinziRunde, ins Leben gerufen. Eine kürzlich gestartete Initiative, die Menschen mit niedrigem Einkommen verbilligte Monatstickets für den öffentlichen Verkehr ermöglichen soll, hat mittlerweile Fahrt aufgenommen.

Mobilität als Grundbedürfnis
Uneingeschränkte Mobilität ist ein grundlegender Faktor, wenn es um Selbständigkeit und Stabilität im Leben geht. Ob es der Weg zur Arztpraxis ist, zum Behördengang, oder zum Vorstellungstermin bzw. zum Arbeitsplatz – um den Alltag gut bestreiten zu können, muss man täglich Distanzen bewältigen. Für Menschen, die mit einem geringen Einkommen wirtschaften müssen, stellt aber genau dieses Grundbedürfnis eine große Herausforderung dar – gerade in Salzburg. 59 Euro muss man aufbringen, um einen Monat lang den öffentlichen Verkehr in der Stadt zu nutzen.
Mobilpass für Salzburg gefordert
Viel zu viel, wie Ralph H., Bewohner von VinziDach – Housing First Salzburg findet: „Mithilfe von VinziDach habe ich den Weg in eine eigene Wohnung gefunden. Doch die Kosten für Bustickets sind für mich fast nicht tragbar. So wie mir geht es auch vielen anderen Menschen, die hier leben“, erzählt Ralph H. Vor drei Wochen hat er eine Unterschriftensammlung zu seiner Initiative ‚Mobilpass für Salzburg‘ gestartet. Er fordert Stadt und Land Salzburg bzw. den Verkehrsverbund dazu auf, eine günstige Lösung schaffen, damit Menschen mit niedrigem Einkommen um 6 Euro im Monat die Öffis nutzen können.
VinziDach unterstützt die Initiative
„Die Idee des Housing First besteht darin, Menschen in ein selbständiges, unabhängiges Leben zu begleiten. Aus diesem Gedanken heraus ist auch die VinziRunde entstanden. Sie setzt sich aus ehemals obdachlosen Personen zusammen, die aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen möchten. Wir freuen uns sehr, wenn daraus sinnstiftende Initiativen entstehen. Deshalb unterstützen wir Herrn H. in seinem Bestreben, das vielen Salzburger*innen, die von Armut betroffen sind, von Nutzen wäre“, unterstreicht VinziDach-Leiterin Bettina Neumayer. Kräftige Unterstützung erhält Ralph H. außerdem vom Cradical Solutions, dem Stammtisch für Kritische Sozialarbeiter*innen, die ihm seit Beginn seiner Petition mit Rat und Tat zur Seite standen.
Städtevergleich
Dass die Zeit drängt, unterstreichen alarmierende Zahlen: 76.000 Menschen im Bundesland Salzburg sind armuts- und ausgrenzungsgefährdet. Der erschwerte Zugang zu öffentlichem Verkehr verschärft ihre Lage nur zusätzlich. Andere Städte haben bereits leistbare Verkehrstickets für Menschen mit geringem Einkommen ermöglicht, etwa Wien mit 18 Euro, Graz mit 4 Euro und Linz mit 13 Euro im Monat.
„Etwas bewirken“
Die Unterstützer*innen-Liste von Ralph H. zählt nach drei Wochen bereits 175 digitale und etwa 20 analoge Unterschriften. Am 2. Februar 2022 fand seine Initiative sogar Einzug in den Salzburger Gemeinderat. Er hofft nun, dass die Verantwortlichen aktiv werden und den Weg zu leistbaren Öffis ebnen. „Ich möchte Menschen, die sich in einer ähnlichen Lage wie ich befinden, zeigen, dass sie nicht machtlos sind, sondern etwas bewirken können“, schließt Ralph H. ab.
Weiterführende Informationen
Ausführlichere Infos zur Petition von Ralph H. findet man unter https://mobilpass.at/, online unterschreiben kann man unter https://mein.aufstehn.at/petitions/der-mobilpass-fur-salzburg