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Menstruationsgesundheit – ein Luxusgut?

Für viele Frauen* eine Selbstverständlichkeit – die Periode kommt, entsprechende Menstruationsprodukte sind zu Hause vorrätig, eine saubere Toilette und Privatsphäre für die Verwendung und Entsorgung dieser Produkte sowie die Möglichkeit, sich im Anschluss die Hände zu waschen, sind gegeben. Wird die Menstruation auch noch von Unwohlseinoder Schmerzen begleitet,bietet die eigene Wohnung genug Platz für Rückzug und Erholung. Von: Julia Holzmann

Im Rahmen meiner Masterarbeit zum Thema Periodenarmut bei obdachlosen Frauen*: Hygiene als Grundrecht oder Luxusgut äußerte eine befragte Person einen sehr prägenden Satz: „Ich habe es auch schon ohne Toilette machen müssen, leider.“ Dieses Zitat zeigt auf, dass der Alltag in Bezug auf Menstruationspraktiken bei wohnungslosen bzw. obdachlosen Frauen* ein ganz anderes Bild darstellt.

Der Begriff Periodenarmut wird zunehmend in Diskussionen über Menstruationsgesundheit aufgenommen. Der Begriff beschreibt die Situation, in der sich Personen Menstruationsprodukte entweder nicht leisten können oder nur unzureichend zur Verfügung haben. Dies betrifft auch Fälle, in denen aus finanziellen Gründen Menstruationsprodukte eingespart oder auf Alternativprodukte zurückgegriffen werden muss. Der Begriff umfasst zudem den Zugang zu Hygiene im Zusammenhang mit der Menstruation.

Nicht nur obdach- bzw. wohnungslose Frauen* sind mit vielen Hürden im Rahmen der Menstruation konfrontiert, sondern auch über eine halbe Million Frauen* in Österreich. Das heißt, dass fast ¼ der menstruierenden Personen im Alter von 14 bis 60 Jahren jeden Monat oder gelegentlich Schwierigkeiten haben, sich ausreichend Menstruationsartikel leisten zu können. Im Rahmen dieses Menstruationsberichtes aus dem Jahr 2024 des Bundesministeriums wurde von den Befragten auch angegeben, dass sie aufgrund der Leistbarkeit auch auf Alternativprodukte zurückgreifen würden, etwa auf Toilettenpapier. Dabei spielt natürlich das Einkommen eine erhebliche Rolle, was wiederum aufzeigt, dass der Zugang zu leistbaren Periodenprodukten insbesondere für armutsgefährdete Frauen* eine finanzielle Belastung darstellt.

Nicht nur die Leistbarkeit der Menstruationsprodukte wirkt sich negativ auf die Menstruationsgesundheit aus, sondern auch der Zugang zu Hygiene. Ohne festen Wohnsitz zeigt sich eine Abhängigkeit von öffentlichen Sanitäranlagen. In vielen Städten in Österreich bestehen Zugangsbeschränkungen: Toiletten sind im öffentlichen Raum teils nicht vorhanden, kosten etwas, sind zeitweise geschlossen oder hygienisch unzureichend. Sie sind unsauber, es fehlen Waschbecken, fließendes Wasser oder Seife. Auch der Zugang zur medizinischen Versorgung wie etwa Gynäkologie oder Schmerzmedikation steht für viele, vor allem aber für wohnungs- und obdachlose Frauen* nicht ausreichend zur Verfügung, geschweige denn ein angemessener Rückzugsort und Privatsphäre. Dies alles sind Faktoren, die einen menschenwürdigen Umgang mit der Menstruation beinahe unmöglich machen.

So tabuisiert und schambehaftet die Menstruation von der Gesellschaft gewertet wird, steht sie doch im Kontrast dazu, wie obdach- und wohnungslose Frauen* im öffentlichen Raum damit umgehen müssen.