Der Verkauf des Gebäudes, in dem sich das Haus Rosalie befindet, stellte die VinziWerke heuer vor eine große Herausforderung. Um einen Umzug der Notschlafstelle mit insgesamt 15 Plätzen zu verhindern, machte sich der heuer verstorbene VinziWerke-Gründer, Pfarrer Wolfgang Pucher auf die Suche nach Investor*innen und wurde fündig. Der Kauf der Immobilie sicherte den Fortbestand der Einrichtung. Im Herbst trafen sich alle Beteiligten, um die VinziWerke kennenzulernen. Nur einer fehlte: Der Initiator Pfarrer Pucher.
Geburtsstunde. „Kein Schwein hilft mir!“, hallte es eines Tages durch die Pfarre St. Vinzenz. Der Satz kam von einer verzweifelten Frau, die sich nach einem Spießrutenlauf durch die Soziallandschaft des damaligen Graz verzweifelt an den heuer verstorbenen VinziWerke-Gründer, Pfarrer Wolfgang Pucher, gewandt hat. Dieser Moment gilt als Geburtsstunde von VinziHelp, der Tochtergemeinschaft der VinziWerke, die sich der unmittelbaren Unterstützung von in Not geratenen Frauen* verschrieben hat. Am 30. Juni 2005 wurde mit dem Haus Rosalie ein Zufluchtsort für Frauen* mit Kindern und Haustieren geschaffen, den es in Graz in dieser Form bis zu diesem Zeitpunkt nicht gegeben hat.
Hoher Kaufpreis. Bis heute bietet das Haus Rosalie in der Babenberger Straße 61a in Graz vorübergehende Wohnversorgung mit 15 Plätzen, davon ein Notbett für unvorhergesehene Gäste. Der Trägerverein, die Vinzenzgemeinschaft Soeur Rosalie – VinziHelp mietete das gesamte Haus in den vergangenen 18 Jahren. Ende 2022 wurden die VinziWerke darüber informiert, dass das Gebäude veräußert werden solle. Ein Angebot trieb den Preis in die Höhe, der für die spendenbasierte Organisation nicht zu finanzieren war.
Investor*innen-Suche. Pfarrer Wolfgang Pucher übernahm kurzerhand die Initiative und machte sich auf die Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten. Die Bereitschaft lange bekannter Unterstützer*innen war eine große: Schlussendlich fanden sich fünf Investor*innen, die durch den Kauf der Immobilie den langfristigen Bestand des Haus Rosalie absicherten. Darunter „Saubermacher“ Hans Roth mit Gattin Margret, die die VinziWerke seit Jahren unterstützen, sowie Robert Buchner, der eine langjährige Bekanntschaft mit Pfarrer Pucher bis zu seinem Tod pflegte. Auf seine Initiative hin stiegen Rainer Haubenwaller, Geschäftsführer der rhtb: gruppe, Reinhard Egger, Geschäftsführer der Gerstl Bau GmbH und Christian Eckerstorfer, Geschäftsführer der awp Architekten und Ingenieure GmbH ein.
Dankbar. „Die Veräußerung der Immobilie hat Pfarrer Pucher in den letzten Monaten vor seinem Ableben sehr beschäftigt. Seinem Credo ‚Geht nicht, gibt’s nicht!‘ folgend hat er alle Hebel in Bewegung gesetzt, um eine Lösung im Sinne der Bewohnerinnen* zu finden. In ihrem Namen, aber auch im Namen der VinziWerke möchte ich allen Investor*innen danken“, unterstreicht Peter Pratl, Obmann der VinziWerke.
Fortbestand. Robert Buchner im Namen aller Investoren: „Es war uns ein großes Anliegen, den Fortbestand des Haus Rosalie zu sichern. Seit Jahren kann hier dank dem unermüdlichen Einsatz vieler freiwilliger Mitarbeiter*innen Frauen* und Familien in Not geholfen werden. Ihrem Engagement gebührt unser Dank und natürlich auch Pfarrer Pucher, ohne den es das Haus überhaupt nicht geben würde“.
Im Austausch. Als Zeichen des Dankes, aber auch zum Kennenlernen wurden kürzlich alle Beteiligten zu den VinziWerken nach Graz eingeladen. Gemeinsam besuchte man das Grab von Pfarrer Pucher und ausgewählte Einrichtungen der VinziWerke, zuletzt natürlich das Haus Rosalie. „Wir möchten im regelmäßigen Austausch bleiben, damit wir gemeinsam das Vermächtnis von Pfarrer Pucher und der VinziHelp-Mitgründerin Mathilde Unterrieder, die leider 2021 verstorben ist, weitertragen können“, ergänzt VinziWerke-Koordinatorin Amrita Böker.