Stimmen der Bewohner* aus dem VinziDorf Graz zum Verlust von VinziWerke-Gründer, Pfarrer Wolfgang Pucher. Festgehalten von Sabine Steinacher
Zuerst erschienen im Armendienst 38/4, Oktober 2023
Mit dem Tod von Pfarrer Pucher haben die Bewohner des VinziDorfs ihren „Voda“ verloren. Wolfgang Pucher war für sie ein Garant für Sicherheit und dafür, dass sie ein Zuhause haben, wo sie so sein dürfen, wie sie sind. Er hat ihnen immer das Gefühl gegeben, einer von ihnen zu sein – ohne Berührungsängste, ohne Distanz; er stand ihnen in jeglicher Hinsicht nahe. Bei Festen, Veranstaltungen immer mitten unter „seinen“ Bewohnern*. Einmal fuhr er sogar mit einem unserer langjährigen Bewohner nach Wien, um bei der Show von Barbara Karlich zum Thema Obdachlosigkeit aufzutreten.
Vor allem der Heilige Abend ist für die Bewohner untrennbar mit Pfarrer Pucher verbunden. Jedes Jahr am 24.12. um 17.00 Uhr findet die Weihnachtsfeier statt, bei der die Ansprache des Pfarrers der wichtigste Teil des Festes war. Ich erinnere mich an den Heiligen Abend 2020 als das Fest aufgrund der Corona-Pandemie das erste und bis lang einzige Mal ohne Pfarrer Pucher stattfinden musste. Völliges Unverständnis bei den Bewohnern, Wut und gleichzeitig Traurigkeit war die Folge. Der Gedanke an den kommenden Heiligen Abend erfüllt mich jetzt schon mit großer Sorge.
Als ich die Bewohner vom unerwarteten Tod unseres Pfarrers informieren musste, löste das große Betroffenheit aus. Die Männer konnten es nicht glauben, waren sehr traurig und gleichzeitig sofort voller Existenzangst „Was wird denn jetzt aus uns?“. Und sie begannen sofort sich an gemeinsame Erlebnisse zu erinnern. „Ich bin am Kaffeehaus vorbeigegangen, wo der Herr Pfarrer gesessen ist und er hat mich sofort angesprochen und auf ein Bier eingeladen“ …. „Mich hat der Herr Pfarrer einmal am Bahnhof fast mit seinem schwarzen Moped überfahren, er ist immer wie ein Wilder gefahren“ … „Mir hat der Pfarrer bei einem Fest die Hand gegeben, das hat mich schon gefreut, ich finde das ist nicht selbstverständlich“… „Als der Herr Pfarrer einmal eine Führung mit einer Gruppe gemacht hat, ist er zu meinem Container gekommen und hat angeklopft. Natürlich hab´ ich ihm aufgemacht, ihm hab` ich ja zu verdanken, dass ich da sein kann“.
Nun feiern wir das 30-jährige Jubiläum des VinziDorfs. Ein Jubiläum, das Wolfgang Pucher so besonders wichtig war. Für alle, die ihn kannten ist klar, dass diese Feierlichkeiten stattfinden müssen, auch wenn unser Gründer nicht mehr dabei sein kann.
Wir werden uns mit aller Kraft dafür einsetzen, sein Werk in seinem Sinne weiter zu führen.