Zuerst erschienen im „Armendienst in Österreich“, Jahrgang 38/3, im August 2023
Unsere Vinzenzgemeinschaft Feldkirchen bei Graz ist klein, hat aber schon Vieles in ihrem 36-jährigen Bestehen bewirkt. Als Obfrau der letzten elf Jahre kann ich mit Freude berichten, dass wir vielfältig tätig gewesen sind, egal ob es um schnelle finanzielle Hilfeleistung oder bestmögliche Vernetzung geht. Von: Erika Sammer-Ernszt, Obfrau der Vinzenzgemeinschaft Feldkirchen bei Graz
Menschen in Not können uns an jedem ersten Montag im Monat in sozialen Sprechstunden, telefonisch oder per Mail erreichen. Seit neuestem geben wir unsere „Marktcard“ als Gutschein aus, den man in ortsansässigen Geschäften einlösen kann. Im September verteilen wir Schulstarthilfe an sozial benachteiligte Familien, im Februar veranstalten wir eine Heizkostenzuschussaktion für Mindestpensions-Bezieher*innen. In zwei Asylheimen geben wir Schulkindern Nachhilfe und unterstützen die Erwachsenen mit Fahrkarten, wenn sie in Graz regelmäßig an einem Sprachkurs teilnehmen.
Ein bewegtes Jahr
Am 27. September feiern wir jedes Jahr einen Gottesdienst für den Hl. Vinzenz von Paul, um in besonders intensiven Gesprächen an unseren Namenspatron zu denken und ihm zu danken. Anlässlich des 130-Jahr-Jubiläums der Katholischen Soziallehre, hat Fery Berger letztes Jahr von der Pfingstvision Weiz die neue „Soziale Frage“ thematisiert und als Überlebensfrage der Menschheit dargestellt. Außerdem haben wir eine „LOKAL SOZIAL“-Gesprächsrunde organisiert, um über vorhandene und wünschenswerte Hilfeleistungen im Ort zu diskutieren. Unter dem Titel „Wie viel ist genug?“ haben wir mithilfe zweier Soziologiestudentinnen eine Befragung durchgeführt, leider unter wenig Beteiligung.
Am Elisabethsonntag laden wir regelmäßig einen Gastprediger ein und holen auf diese Art neue Impulse von außerhalb. In der letzten Sonntagsmesse vor dem zweiten Lockdown hat uns Superintendent Wolfgang Rehner sogar zugestanden, dass er im Dienste der Ökumene gerne über die Hl. Elisabeth redet.
Wir haben die Wanderausstellung „Armut versus Reichtum“ für drei Monate nach Feldkirchen geholt und damit gezeigt, wie entscheidend es ist, eine richtige Sichtweise zu diesem Thema zu beziehen, und das nicht nur künstlerisch.
Am unseren Adventtisch, wo unser berühmter Eierlikör- und Autofahrer*innen-Punsch angeboten wird, kommen wir auch mit den Menschen ins Gespräch und sammeln Spenden. Auch die LIMA-Gruppe versorgt uns jährlich mit finanzieller Unterstützung aus dem Kräuterbuschen zu Maria Himmelfahrt. Die Menschen nehmen gerne mehrere mit und bringen diese dann zu anderen, die nicht zu Kräuterweihe kommen können. Eine schöne, vinzentinische Tat, wie der Hl. Vinzenz von Paul schon damals verlangte.
Seit vier Jahren kooperieren wir uns außerdem mit „Foodsharing“ in Feldkirchen. Wir geben alles, was wir von umliegenden Geschäften abholen und so vor dem Wegschmeißen retten, in die Schränke unseres Fair-Teilers. Das sind auf das letzte Halbjahr gerechnet rund 7.200 Kilogramm Brot und Gebäck, 3.600 Kilogramm Obst und Gemüse und 6.000 belegte Weckerl. Mehr als 200 Menschen helfen wir damit monatlich über die Runden zu kommen. Den weniger Mobilen bringen wir Lebensmittelpakete vorbei. Manche freuen sich auch nur auf unser Kommen, weil sie mit jemandem reden können. Auch deshalb bin ich stolz auf unser Gemeinschaftsprojekt. Ein Projekt der permanenten Übung in gerechter Verteilung, Sauberkeit und gegenseitiger Rücksichtnahme.
Ständiges Lernen
Im Juni 2023 besuchten wir verschiedene soziale Einrichtungen, um unsere eigene Beratung zu verbessern. So legten wir Stationen ein beim Team Österreich Tafel in Seiersberg (Graz Umgebung), dem Lerncafé Eggenberg, dem Marienstüberl und der Marienambulanz in Graz, der CarLa, dem Vinziladen in Kirchberg a.d. Raab und dem Haus Rosalie der VinziWerke.