Ein Tag im VinziMarkt Leibnitz

Zuerst erschienen im „Armendienst in Österreich“, Jahrgang 38/3, im August 2023

Kurz vor Arbeitsbeginn: Gespannt erwarten wir unseren Kühlbus, hoffentlich mit vielen Waren gefüllt. Diese werden sorgfältig sortiert, mit einem Preis versehen und eingeschlichtet. Tatkräftige Unterstützung erhalten wir von Kund*innen der Lebenshilfe Leibnitz. Die Hektik, pünktlich fertig zu werden, steigt, da bereits die ersten Käufer*innen vor der Türe warten. Aber klar, angeführt von meiner dienstältesten Mitarbeiterin, hat es wie immer funktioniert. Von: Christine Koller, Obfrau VinziMarkt Leibnitz

Das Team des VinziMarkt in Leibnitz empfängt Kund*innen mit offenen Armen – und Ohren. (c) VinziMarkt Leibnitz

Für sie bedeutet ihre Arbeit bei uns ein Stück vom Alltag zurückzubekommen – eine Krebserkrankung vor vielen Jahren änderte alles. Bei uns startete sie mit viel Erfolg wieder durch.

Endlich geöffnet! Unsere Kund*innen strömen in das Geschäft. Die Regeln, wie die erlaubten Mengen pro Monat oder Woche, sind bekannt und werden akzeptiert. Zögerlich, ja mit einem gewissen Widerwillen, bittet eine alleinerziehende Mutter einen Einkaufsnachweis. Über diese Hürde hinweggekommen, ist sie nun froh über ein kleines „Plauscherl“ mit einem unserer Mitarbeiter und widmet sie sich nun dem Einkauf. Einige Asylberechtigte üben mit uns ihre neu erworbenen Deutschkenntnisse, eine Dame erzählt von ihrem heutigen Tag.

In unserer Kaffeeecke werden Erlebnisse ausgetauscht, Sorgen angesprochen oder einfach mit Genuss ein Cappuccino getrunken, selbstverständlich serviert von einer unserer Mitarbeiter*innen. Hier dürfen wir wieder einmal den Sohn einer leider bereits verstorbenen Kundin begrüßen. Er kommt immer wieder bei uns vorbei und bringt uns Waren mit, da er als „Chauffeur“ seiner Mutter unser Geschäft kennengelernt und ihre Freude, bei uns einkaufen zu dürfen, geteilt hat. Eine Frau, deren Mann plötzlich an einem Herzinfarkt verstorben ist, kommt und findet Trost bei einem Kaffee – da sie keine Verwandten hat, kann sie sich bei uns alles von der Seele reden.

Das Telefon läutet. Eine Kundin, die durch eine Erkrankung ihr Bein verloren hat, kleine Kinder versorgen muss und mit Mitte 40 keine Arbeit bekommt, erfragt unser heutiges Angebot und bestellt, damit sie es später, wenn weniger los ist, abholen kann.

Unsere Regale sind mittlerweile fast leer. Jetzt wird noch aufgeräumt, die Tageslosung abgerechnet und ab nach Hause. Ja, es war wieder ein anstrengender Tag, aber wie immer, sehr beglückend, denn wir können mit unserer Tätigkeit den Alltag von vielen etwas leichter machen!