Zusammen leben, halten und helfen

Seit zwei Jahren befindet sich die Welt im Ausnahmezustand und nach wie vor versuchen wir alle, uns mit der „neuen Normalität“ abzufinden. Gerade in Zeiten wie diesen finden wir uns vor scheinbar unüberbrückbaren Meinungsverschiedenheiten und tiefen Gräben in der Gesellschaft wieder. Umso wichtiger ist es jetzt, sich die Hände zu reichen und Brücken zu bauen.

Von: Amrita Böker, Koordinatorin der VinziWerke Österreich

Dieser Beitrag erschien zuerst in der Zeitschrift Armendienst 37/1 im März 2022

(c) pixabay

Bereits in den vergangenen Monaten mussten wir in den VinziWerken feststellen, dass die Pandemie fatale Folgen für Menschen, die in Armut oder an deren Grenze leben, mit sich bringt. Die finanziellen Mittel sind nun noch knapper als zuvor und auch die Distanz des sozialen Lebens hinterlässt Spuren. Einzelpersonen und Familien suchen uns auf, weil sie nicht mehr weiterwissen und wir tun alles, was in unserer Macht steht, um ihnen wieder auf die Beine zu helfen – ob durch eine kleine Soforthilfe oder die mittel- bis langfristige Unterstützung in unseren Einrichtungen und Projekten. Welchem Glauben sie angehören, welche Hautfarbe oder welches Geschlecht sie haben, wie ihre politische Einstellung ist, aus welchem sozialen Hintergrund sie kommen und wie groß der Rucksack voller Sorgen und Ängste, mit dem sie vor unserer Türe stehen, auch sein mag – all das ist für uns nicht nur nebensächlich, sondern ohne Belangen. Wir vertreten die klare Haltung, Menschen völlig unabhängig davon zu empfangen und unterstützen.

Durch unsere tägliche Arbeit bekämpfen wir bei den VinziWerken seit mittlerweile 32 Jahren Vorurteile und Stigmatisierungen gegenüber von Armut betroffenen Menschen und begleiten sie zurück in die Mitte der Gesellschaft. Als Rettungsanker schenken wir ihnen Heimat, Geborgenheit, Würde und menschliche Wärme. Unsere Gäste finden stets ein offenes Ohr unserer haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen. Nicht zuletzt erheben wir unsere Stimmen für diejenigen, die sonst überhört werden. Auch im neuen Jahr werden wir nicht müde, uns weiterhin für leistbaren Wohnraum und den Ausbau des Auffang- und Sicherheitsnetzes für alle einzusetzen! Denn niemals dürfen wir vergessen, dass wir alle gemeinsam in einer Welt leben, für die es gilt, zusammenzuhalten. Und dies ist nur durch gegenseitige Hilfe und Toleranz möglich. Dies sind die Brücken, die wir imstande sind, zu bauen. Ich hoffe, dass es uns viele Menschen gleichtun und die Anzahl derer, die soziale Herausforderungen annimmt und dabei auch aktiv wird, weiter zunimmt.

In unseren 40 Einrichtungen und Projekten werden wir auch im Jahr 2022 an 365 Tagen für Menschen, die uns brauchen, da sein und sie mit offenen Armen und Herzen empfangen.

Ich freue mich, dieses neue Jahr gemeinsam mit unserem engagierten Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen zu begehen! Wir werden mithilfe unserer Spender*innen, Fördergeber*innen und Unterstützer*innen auch heuer wieder die Gemeinschaft vor Eigeninteressen stellen und damit unseren Beitrag der Solidarität und Nächstenliebe leisten.