Seit 2017 unterstützt „Solido – ein Projekt des VinziTel“ ehemalige Bewohner*innen der Notschlafstelle am Weg in ihre eigene Wohnung. Über 40 Menschen wurden seither in eine stabile Wohnsituation begleitet. Zu verdanken haben das die Projektteilnehmer*innen dem Engagement von bislang 12 steirischen Rotary Clubs, die das Projekt seit 2017 mit insgesamt 45.000 Euro unterstützt haben. Als Dank begingen die VinziWerke am vergangenen Freitag ein Fest für Gäste aus den Rotary Clubs.

„In einem Gespräch mit Pfarrer Pucher wollte ich mich über aktuelle und neue Projekte der VinziWerke erkundigen. Als er mir von Solido erzählt hat, war mir aufgrund meiner beruflichen Erfahrung sofort der Wert dieses Projekts klar“, erzählt Mag. Irene Haring-Strahser, die treibende Kraft hinter dem Engagement der Rotary Clubs. Haring-Strahser ist Soziologin und gerichtliche Erwachsenenvertreterin bei VertretungsNetz sowie Mitglied des Rotary Clubs Bruck-Kapfenberg. „Das Konzept, dass von Wohnungs- und Obdachlosigkeit betroffene Menschen ihr eigenes Zuhause vermittelt bekommen und dort noch weiter betreut werden, hat mir sehr zugesprochen, weil es hilft, Lücken in unserer sozialen Unterstützungslandschaft zu schließen. Das Projekt ist mir ans Herz gewachsen. Diese Form der Armut in unserem Land sichtbar zu machen, war meine Motivation, auch andere Rotary Clubs darüber zu informieren“, berichtet sie“, berichtet sie.
Besondere Ehre
Mit Vorträgen trat sie deshalb an weitere Rotary Clubs heran und gewann viele für die Sache. Als wohltätig orientierte Organisationen stellen Rotarier*innen ihre (finanziellen) Mittel auch für Projekte auf, die humanitäre Dienste leisten. Nur selten kommt es vor, dass gleich mehrere Clubs ein und dasselbe Projekt unterstützen. Unter dem Titel „Wohnen in Würde“ gelang es Haring-Strahser, neben ihrem eigenen noch 11 weitere Clubs für die Unterstützung des Projektes Solido zu begeistern.
Planungssicherheit
Seit Beginn der Unterstützung im November 2017 (Solido startete im Oktober 2017) sammelten die Rotarier*innen insgesamt unglaubliche 45.000 Euro und haben somit wesentlich dazu beigetragen, über 40 Menschen zu einer stabilen Wohnsituation zu verhelfen. Damit nicht genug: Erst heuer starteten die Mitglieder mit einem „Hands-on“-Projekt, das die Reinigung, Komplettausstattung und Renovierung zweier Wohnungen von Solido-Teilnehmenden beinhaltete.
„Wir sind sehr dankbar für die fortwährende Unterstützung der Rotary Clubs. Aufgrund der konstanten Finanzierung wird die Planungssicherheit von Solido gewährleistet. In einer Zeit, da sich die EU das Ziel gesetzt hat, bis 2030 Obdachlosigkeit zu beenden, sind Projekte, die nach dem Housing-First-Prinzip verfahren, vielversprechende Instrumente, um dieses Ziel zu erreichen“, erklärt Mag. Andreas Kleinegger, Projektleiter von Solido.
Feierlichkeit
Am vergangenen Freitag, den 9. Juli 2021, luden das VinziTel und die VinziWerke Irene Haring-Strahser sowie Vertreter*innen der 12 beteiligten Clubs zu einem Festakt, um sich für die Unterstützung der letzten 4 Jahre zu bedanken.
An dieser Stelle möchten die VinziWerke allen teilnehmenden Clubs herzlichst danken:
- RC Bruck-Kapfenberg
- Rotaract RAC Kapfenberg sm@rt
- RC Gleisdorf
- RC Leoben
- RC Oberes Murtal
- RC Voitsberg-Köflach
- RC Deutschlandsberg
- RC Feldbach
- RC Graz-Kunsthaus
- RC Liezen-Rottenmann
- RC Semmering-Region
- RC Weiz
Die Idee: Solido
Seit 2002 schenkt das VinziTel Menschen, die von Obdach- oder Wohnungslosigkeit betroffen sind, ein „Zuhause auf Zeit“. Bewohner*innen der Notschlafstelle „mit Hotelcharakter“ werden während ihres Aufenthalts nicht nur beherbergt, sondern auch – auf Wunsch – sozialarbeiterisch begleitet. Das letztendliche Ziel ist der Auszug in ein selbständiges Leben. Im Kontakt mit Bewohner*innen, die diesen Schritt schafften, bemerkten die VinziTel-Expert*innen aber einen Bedarf an Nachbetreuung, um den Kreislauf Notschlafstelle – eigene Wohnung – Delogierung – Notschlafstelle zu durchbrechen und nachhaltige Hilfe zu leisten.
2017 entstand daraus das Projekt Solido, das von Sozialpädagogen Mag. Andreas Kleinegger (Projektleitung) und Sozialarbeiterin Mirjam Bauer betrieben wird. „Wir unterstützen unsere Bewohner*innen bei Behördengängen, Fragen zum Mietvertrag, oder aber auch in der Verwaltung ihrer finanziellen Mittel. Es ist immer schön, wenn man erlebt, dass es unsere Begleitung im Laufe der Zeit immer weniger braucht“, berichtet Mirjam Bauer, MA.
Zahlen. Um die Effektivität des Projekts zu messen, unterzog sich Solido 2018 einer externen Evaluierung durch CONEDU, dem Verein für Bildungsforschung und -medien. Diese basierte auf Interviews, die mit 75 Prozent aller Bewohner*innen geführt wurden. 99 Prozent der Teilnehmer*innen gaben an, sehr zufrieden oder zufrieden mit ihrer Betreuung zu sein. Jeweils 83 Prozent bestätigten persönliche Verbesserungen im Bereich der Sozialkontakte, dem beruflichen Umfeld und der finanziellen Situation. Eine Fortsetzung von Solido stand mit diesem Ergebnis außer Frage.
Der Erfolg gibt dieser Entscheidung Recht: Seit Oktober 2017 werden 42 Personen laufend betreut, im Fall von 27 Personen wurde die Begleitung bereits beendet – 15 mal positiv, 7 Teilnehmer*innen haben ihrerseits den Kontakt beendet, 2 sind abgesprungen und 3 Bewohner*innen wurden delogiert.
In bald 4 Jahren haben 2 Projekt-Mitarbeiter*innen insgesamt 850 Stunden in 1.280 Gesprächen mit Interessent*innen und Teilnehmer*innen verbracht.
Derzeit betreut das Team 15 Erwachsene mit insgesamt 4 Kindern, sowie 2 Interessent*innen.